Donnerstag, 8. Juni 2023

Waldbaden


Für heute habe ich mir mal Brötchen bestellt, zum Frühstück und für unterwegs. Wir sollen uns etwas zu essen und trinken mitbringen.




Mit meinem kleinen Rad fahre ich in gut 10 Minuten am Bach entlang nach Bad Hofgastein. Wir sind pünktlich um 9:30 Uhr am Treffpunkt und unsere Führerin Heidi ist auch schon da. Es haben sich 7 Personen angemeldet. Wir laufen zum Busbahnhof und fahren mit dem Bus ins Angertal.



Ein kleiner Fußmarsch - eher ein Spaziergang - wir sollen ja entschleunigen, und schon kommen wir an einem Schild an, auf dem ein kleiner Baum abgebildet ist.



Auf dem Weg pflückt uns Heidi wilde Minze, damit sollen wir uns einreiben, damit uns mögliche Mücken und andere Plagegeister nicht auf den Leib rücken. Dann sollen wir am Wegesrand ein "Geschenk" für den Wald suchen. Direkt neben einem kleinen Gebirgsbach geht es in den Wald. Schon nach ein paar Metern bleiben wir stehen. Jeder soll sein Geschenk an den Wald geben und dafür danken, dass uns der Wald seine Geheimnisse zeigt.


Wenige Meter daneben kraxelt eine Waldrebe einen Baum hinauf.


Wir lauschen dem Bach mit seinem Gemurmel und plätschern.


Wir sollen die Sinne öffnen und auf Geräusche, Düfte und anderes achten.


Heidi erzählt uns ein Gedicht von einem österreichischen Dichter:

Über die Erde

Über die Erde
sollst du barfuß gehen.
Zieh die Schuhe aus,
Schuhe machen dich blind.
Du kannst doch den Weg
mit deinen Zehen sehen,
das Wasser,
den Wind.

Sollst mit deinen Sohlen
die Steine berühren,
mit ganz nackter Haut.
Dann wirst du bald spüren,
dass dir die Erde vertraut.

Spür das nasse Gras
unter deinen Füßen
und den trockenen Staub.
Lass dir vom Moos
die Sohlen streicheln und küssen
und fühl
das Knistern im Laub.

Steig hinein,
steig hinein in den Bach
und lauf aufwärts
dem Wasser entgegen.
Halt dein Gesicht
unter den Wasserfall.
Und dann sollst du dich
in die Sonne legen.

Leg deine Wange an die Erde,
riech ihren Duft und spür,
wie aufsteigt aus ihr
eine ganz große Ruh'.
Und dann ist die Erde
ganz nah bei dir,
und du weißt:
Du bist ein Teil von Allem
und gehörst dazu.

Heidi teilt einige junge Fichtenspitzen aus. Die sollen wir reiben, daran riechen und sie auch probieren. Sie sind frisch, etwas zitronig und harzig.



Wir laufen weiter und kommen auf eine große Wiese. Dort achten wir auf die dort wachsenden Kräuter und bekommen einiges interessantes erzählt.


Etwas weiter ist eine Fläche mit vielen Baumstümpfen. Jeder sucht sich einen Baumstumpf aus und stellt sich darauf. Das Gesicht zur Sonne, die Augen geschlossen atmen wir tief die klare Bergluft ein.


7 Tipps zum vitalen Waldbaden

  1. Nehmen Sie Ihre Umgebung wahr und achten Sie auf die Veränderungen.
  2. Richten Sie Ihre Gedanken und Ihren Fokus auf das, was in diesem Moment passiert.
  3. Nehmen Sie Baumstümpfe als Einladung, eine Stufe höher zu stehen, die Perspektive zu wechseln.
  4. Finden Sie Ihre Lieblingsbäume.
  5. Entwickeln Sie den „grünen Blick“ und erkennen Sie die natürliche Schönheit direkt am Wegesrand.
  6. Reflektieren Sie sich und Ihre Gefühle beim Sehen und Gehen durch den Wald.
  7. Schenken Sie dem Wasser Ihre besondere Aufmerksamkeit und Sie erhalten umso mehr Frische und Belebung für den Körper und alle Sinne.



Solche wunderschönen Holzstücke liegen im Wald. Am liebsten hätte ich es mitgenommen, aber ich lasse es im Wald und nehme nur ein Foto mit.


Hier gibt es Preisselbeeren mit den schönen kleinen Blüten und riesige Heidelbeerflächen in den lichten Wäldern.


Sogar Blutwurz findet sich auf einer Lichtung. 



Neben einer Kuhweide ist ein Podest aufgebaut. Dort werden klassische Konzerte im Sommer gegeben.


Die Musiker waren zwar nicht da, aber wir haben das Podest genutzt, um eine kleine Rast zu machen, haben unser Brot gegessen und Wasser getrunken. 



Während wir barfuß einige Übungen gemacht haben, kamen die Jungbullen immer näher.


Wir sind barfuß weitergegangen. an einer Reihe von Baumstümpfen vorbei, die mittlerweile eine eigene Welt kreiert haben.


Eine kleine Welt für sich.

Wenn man langsam weitergeht, spüren die Fußsohlen den Waldboden mit kühler Erde, weichem Moos, kleinen Steinchen, warmen Fichtennadeln, kleinen Stöckchen, den fleißigen Waldameisen, die mich nur besucht aber nicht gebissen bzw. ihre Säure abgegeben haben.


Jeder Stein oder Fels ist eine Welt für sich, hier fühlt sich der Sauerklee sehr wohl.


Wir kommen an einen Bach mit einer Brücke und können unsere Füße erfrischen. Das Gebirgswasser ist ganz schön kalt. Ich schätze mal um die 10 °C. aber nach der Massage durch den Barfußlauf sind die Füße ganz warm und die Erfrischung tut gut. Hier sollen wir unseren Fels in der Brandung suchen.




Die Wirkung, die das Waldbaden auf uns hat, hängt weniger von der körperlichen Betätigung im Wald ab. Sie entfaltet sich dann am besten, wenn man sich bewusst Zeit nimmt, länger im Wald verweilt und sich innerlich für das Waldbaden öffnet. Man kann also sagen, Waldbaden ist das neue Bewegen und Atmen der Natur, gleichzeitig auch eine wunderbare Form der Gesundheitsvorsorge. Denn neueste Forschungen zeigen, dass Waldbaden eine Reihe positiver Wirkungen auf den menschlichen Organismus und Immunsystem hat. Durch das intensive Einatmen der Baum und Aromastoffe im Wald passiert folgendes:

 

  • Befreiung der Bronchien

  • Senkung von Blutdruck und Blutzuckerspiegel

  • Erhöhung der Immunabwehr

  • Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit & Gedächtnisstärke durch die natürliche Formenvielfalt

  • Erleichterung der Entspannungsfähigkeit

  • schrittweise Verringerung von negativen Gefühlen wie Angstzustände, Wut

  • Wohltuendes „zu-Hause-Gefühl“ durch typische Waldgerüche (evolutionsbedingt)

  • Ausgeglichenheit durch grüne Farb-Frequenzen


Wir überqueren die Brücke und kommen wieder in ein anderes Waldstück.



Hier stehen hohe Fichten und jeder soll sich einen Baum auswählen und sich auf ihn einlassen. Umarmen, anlehnen, zwischen die Wurzeln setzen. Darauf achten was passiert.


Mein Baum hat sich einen großen Felsen als Freund ausgesucht und die beiden haben eine innige Beziehung eingegangen.


Als wir ein Stück weiter wieder zusammenkommen, habe ich auf dem Weg ein geflecktes Knabenkraut gefunden. Das ist eine kleine Orchidee.


Auf unserem Weg hat Heidi einige Pflanzen gesammelt und für uns einen Tee zubereitet. Sie hatte heißes Wasser und eine Teekanne mit sowie kleine Teetassen dabei. Der Tee war sehr lecker. Er bestand aus Frauenmantel, Himbeer- und Erdbeerblättern, wilder Minze und Fichtenspitzen.


Wir haben erfahren, dass Heidi auch Kräuter-Pädagogin ist.
Sie ist eine sehr nette und naturverbundene Frau.


Dann geht es zurück zum Bus und wir fahren um 14:00 Uhr nach Bad Hofgastein zurück. Die 4 Stunden durch den Wald (ohne Busfahrt) sind wie im Flug vergangen und wir sind ganz glücklich.


Was machen wir mit dem Nachmittag? Wir nehmen die Fahrräder und wollen zum Wasserfall in Badbruck. Das sind 8 km. Leider ist das letzte Stück Radweg wegen Steinrutsch gesperrt, und über die Straße gibt es eine starke Steigung. Also zurück nach Bad Hofgastein und zum Kaiserschmarrn essen. Danach bin ich ziemlich müde. Ich mache mich um 17:00 Uhr auf den Rückweg. Heute bin ich 24 km mit dem kleinen Rad unterwegs gewesen. Um 7:00 falle ich mit Muskelkater ins Bett. Nach 2 Stunden wache ich auf und lese noch etwas, aber das dauert nicht lange und mir fallen wieder die Augen zu. Abendessen fällt aus.

Morgen ist Fronleichnam und wir wollen uns um 9:30 die Prozession ansehen. 

Davon berichte ich im nächsten Post.

Alles Liebe und bis bald.

Eure Barbara

 

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